Nachbetrachtung zum sächsischen Polizeiball 2012
Einführend sei hier die gekürzte Pressemitteilung der DPoliG (der Polizeigenossenschaft):
"...Aus gegebenem Anlass beabsichtigen wir in diesem Jahr 2 Preise zu vergeben.
Für
seine hervorragenden schauspielerischen Leistungen wird Dominic Boeer
zum "Ehrenkommissar des Freistaates Sachsen" ernannt. ...
Viele Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Vertreter der
Polizeiführung der Sächsischen Polizei, sowie Gewerkschaftsvertreter des
Bundes und der Länder werden unsere Gäste sein. Der Ball wird geschmückt durch vielerlei Höhepunkte. ..."
Warum veranstaltet man einen Polizeiball?
Offiziell: Der Polizeiball soll eine Gelegenheit sein, um Bürger und Polizei einander zwanglos näher zu bringen.
Und jetzt unsere These:
Man braucht einen Anlass, um sich selbst zu feiern.
Deswegen
findet der gemeine Bürger so gut wie keine Informationen darüber im
Internet. Probiert es aus! Offiziell sind vor allem Bürger eingeladen.
Wie
gesagt, offiziell.
Tatsächlich waren noch nicht einmal die Sponsoren
aus der Wirtschaft erwünscht, welche mit ihren Anzeigen in der
Festschrift die Veranstaltung erst ermöglicht hatten. Die "hochgradigen"
Vertreter aus Wirtschaft und Politik ließen sich erst gar nicht
blicken.
Streng
genommen ist schon die Bezeichnung "Ball" recht irreführend.
Erstbesucher dieses Events erkannte man daran, dass diese auch
Ball-konform anzogen waren; sprich also mit Ballkleid und Smoking. Doch
statt eines Balls wurde dem Besucher eine Diskofox-Fatsche mit einer
drittklassigen Partyband präsentiert. Dementsprechend enttäuscht
verließen viele Besucher frühzeitig die Veranstaltung. Marketingleute
wissen: Erwartungen, die man schürt, sollten auch erfüllt werden. Der
Polizeiball ließ keine Gelegenheit aus, die wenigen anwesenden Bürger so
zu verprellen.
Die
oben erwähnten zwei Preisen waren in Wirklichkeit eine nicht enden
wollende Lobeshymne, gerichtet an verschiedenste Funktionäre der
Polizeigenossenschaft. Die Kollegen der Polizei prosteten sich zu und
schwelgten auf der Bühne in gemeinschaftlichen Erinnerungen. Der Bürger
war hier außen vor, wie der Schüler, der neu in eine zehnte Klasse
kommt.
Unverständlich
ist, warum ausgerechnet ein Fernseh-Kommissar, also ein Schauspieler,
zum "Ehrenkommissar des Freistaates Sachsens" ernannt wurde. Hat die
Polizei keine guten Kommissare, die den Kollegen als leuchtendes Vorbild
präsentiert werden könnten? Dem Geehrten selbst schien dieser
fragwürdige Umstand ein wenig peinlich, überspielte es jedoch gekonnt
mit einer witzigen Rede; der gelungensten Rede an diesem Abend.
Liebe DPolG: Das war eine Zumutung.