Weihnachten mit 1000 Funkel


Gleich am Einlass von 1000 Funkel begrüßen Sonne und Mond die Besucher.
Können Kommerz und Kultur einvernehmlich einhergehen? Sie können. Was gerade in Dresden unter dem Namen 1000 Funkel als Erlebniswelt Weihnachten gerade stattfindet, beweist es. Doch was genau ist 1000 Funkel überhaupt? Jahrmarkt? Show-Spektakel? Gastronomie? Eine Art Weihnachts-Disneyworld? Nun, irgendwie ist es genau das Alles in Einem. Den kommerziellen Erfolg dieses Modells sollte man aus kultureller Sicht nicht verdammen. Denn: Unter der schönen Oberfläche aus funkelnden Sternen, surrenden Modelleisenbahnen und belebten Märchenfiguren steckt die kindliche Verzückung zu Weihnachten - quasi das Kernmotiv des Events. Die Zeltstadt 1000 Funkel weckt selbst im größten Festtagsmuffel weihnachtliche Emotionen.  Weihnachtskultur ist eben nicht nur die christliche Geschichte um die Geburt Jesu; zur Weihnachtskultur gehören auch Märchen, Glühwein, Bastelleien, Naschen usw. - kurzum alles was in uns das Weihnachtsgefühl auslöst.
Das gelingt den Veranstaltern mittels unzähliger aufwendiger Details. Im letzten Jahr gabs Kritik, die 2012 man beherzigt und konstruktiv umgesetzt hat: So wurden im Vergleich zum letzen Jahr mehr funkelnde Lichter in Szene gesetzt, die Auswahl der Händler sehr stark auf Weihnachten ausgerichtet und für ältere Besucher überall Sitzgelegenheiten für Pausen eingerichtet.

Das Haus des Pilzputzers.

Moosmutzel oder Waldwuffel? Gar fantasievolle Figuren findet man im Märchenwald von 1000 Funkel.
Auf der Bühne der Bühne der 1000 Träume verzaubern Künstler und Gaukler die Zuschauer, wie in diesem akrobatischen Tanz mit Feuerelementen und Leidenschaft.


Das hohe Niveau hat seinen Preis: täglich arbeitet eine Maschinierie aus 300 Mitarbeitern an der Umsetzung der Weihnachtsverzückung von 1000 Funkel. Dessen sollten sich Kritiker des Eintrittspreises bewusst sein. 


Aus dem ganzen Gelände verteilt sind fantasievolle Märchenfiguren. Diese wurden eigens für 1000 Funkel angefertigt.






Da steht ein nackter Mann in Hof! Mutiges aus einer katholischen Gemeinde

Intensiver Blick, definierter Torso: Ein Werk von atemberaubender Schönheit. Ein Adonis, der dem Gelde entwachsen scheint und sich wieder in diesem auflöst.
Eins Vorweg: Der Autor ist bekennender Atheist und hat auch vor, ein solcher zu bleiben. Und nein, ich bin nicht schwul, - was übrigens völlig wertfrei gemeint ist. Dies ist also kein religiöser Erweckungsruf; nein, es ist viel mehr: Es ist die Freude darüber, dass die moderne Kirchengemeinden Sankt Elisabeth in der Lage ist, tatsächlich Mut zur Kontroverse zu zeigen. Ein populäres Medienecho erfuhr die Gemeinde im Rahmen der Documenta 13 in Kassel. Das Bild der Holzfigur mit ausgebreiteten Armen, wie auf der Spitze des Kirchturmes steht, ging um die Welt. Es ist ein Werk des Künstlers Stephan Blankenhol, der just zeitgleich zur Documenta 13 in Kassel seine Ausstellung in der Kirche Sankt Elisabeth ausstellt. Ein kleiner Skandal, gehört doch der Künstler nicht zum offiziellen Kunstkanon der Documenta. Besucher stoßen also nur zufällig auf diese kleine kostenlose Ausstellung im Zentrum Kassels; diese jedoch gehört zweifellos zu den Höhepunkten des Documenta-Besuchs; auch wenn eben Stephan Blankenhol mit keiner Silbe in den Documenta-Unterlagen erwähnt wird.

Die Ausstellung zeigt mehrere Holzplastiken, die funktional im Gotteshaus eingerichtet wurden. Wie sonst üblich in der katholischen Kirche: Nackte müssen draußen bleiben, auch wenn es sich dabei nur um eine Holzfigur handelt. Dies tut dem Arrangement keinem Abbruch. Bedeutungsschwer blicken die Figuren; spannende Kompositionen; Neues auf traditionellen Plätzen; ein passives Kreuz, was aus 4 aktiv raumverdrängenden Platten geformt wird, aus denen Augen-Blicke uns treffen; Maria als fesche Brünette im figurbetonten Kleid; und viele mehr! All diese Dinge erwartet man überall, nur nicht in einer katholischen Kirche! Die Gemeinde beweist Mut und Kunstsinn; sodass selbst ich, der überzeugte Atheist, voller Begeisterung annerkennend und demütig meinen Hut ziehe.


Stephan Blankenhols überlebensgroßes (5,70m !)  Meisterwerk von 2009 "Sempre più..." aus Zedernholz. Passt irgendwie zu einer katholischen Kirche, wie es Sankt Elisabeth doch ist, da diese Plastik beinahe homophobe Gefühle weckt.


All-ansichtig bleibt diese Komposition zweier Platiken hochspannend, da im Besucher beim Umgehen des Werk zahlreiche bedeutendschwere Assoziationen geweckt werden. Der Titel dieses Werks von Stephan Blankenhol wirkt dagegen fast zu schlicht: "Großer Kopf und männliche Figur", ja, was sonst, würde doch jeder andere Titel die Assoziationskraft des Besuchers vernichten. Würde das Werk z.B. "Freunschaft" heißen oder "Ich", - wie viel würde es an Kraft verlieren? 

Schuss und Gegenschuss, wer blickt auf wen? Ich auf mich? Gegenwart auf Vergangenheit?

Kapellfigur der Sankt Elisabeth von Stephan Blankenhol


Menschliche Relief-Figuren ganz in der kirchlichen Tradition: die Heiligen im Stile des Gegenwartsmenschen. Warum nicht? Wurde nicht schon zuvor Maria in einer antiken Tunika, in einem gothischen Gewand und in barocker Pracht-Montur dargestellt?

Bilder-Komposition über dem Altarbild der Kirche Sankt Elisabeth. Ansicht von der höchsten Stufe der Galerie.



Geschichtslose Effekte am laufenden Band


3D-Projektion zum dresnder Stadtfest 2012 am Zwinger

Seit einiger Zeit gibt es ein neues Phänomen: Da wird was an eine Fassade projeziert; ach - und das sieht spektakulär aus! Einfach toll! Unglaublich!

Und wenn die bunten Bilder über die Hauswand flackern, dann ist das gleich ein Großereignis; muss ja, wer soll das denn sonst bezahlen? Es muss ja irgendwie bezahlt werden, sonst braucht man das ganze ja nicht machen.

Das treibt dann so irre Blüten, dass dafür private Sponsoren einspringen bzw. sich bereitwillig erklären, zu öffentlichen Projekten beizutragen. Wie neulich beim Dresdner Stadtfest, als niemand Geringeres als Intel den geheimen Höhepunkt des Stadtfestes boten: eine ca. 40 min Effektberieslung auf dem dresdner Zwinger.


Dorf und Stadt, Alot und Jung waren auf dem Theaterplatz zusammen gekommen, um dieser Spektakulären Werbeveranstaltung beizuwohnen.

Wer's verpasst hat, der kann sich die Show hier ansehen:
3D Projektion am Zwinger zum dresdner Stadtfest 2012

Schön und gut. Unterhaltung ist schließlich auch eine Kultur. Es muss ja nicht alles unbedingt Hochkultur sein; - wer wöllte das? Und doch, - trotz aller perfekt abgestimmten Effekte, irgendwann ist es - ermüdend. Ohne roten Faden, ohne Story, ohne dem gewissen Etwas, was uns doch was sagen soll, verhungert der Geist im bunten Lichternebel. Was fehlt ist der Anspruch an das Publikum, die Zumutung, es zum Mitdenken herauszufordern. Und schließlich das unterscheidet Kultur vom gebieterischen Kommerz.


Schlossprojektion auf Albrechtsberg

Und wieder ist es ein schutzbedürftiges Tierchen, welches in Dresden für Furore sorgte: Diesmal war es nicht die "Hufeisennase" sondern der "Wachtelkönig". Das jährliche Feuerwerk des Schlössernacht wurde aus Naturschutzgründen abgesagt. Die Wachtekönigin pflegt in Ruhe zu brüten. 



Als Ersatz für das ausgefallene Feuerwerk wurden noch mehr Künstler und Musestätten auf dem Gelände der Schlössernacht dargeboten. Die künstlerische Leiterin Sylvia Grodd. „Nach der Absage des Feuerwerks hatten wir das Bühnenprogramm von 200 auf 250 Künstler aufgestockt, und
sie haben wirklich ein musikalisches Feuerwerk gezaubert und die Menschen begeistert.
Vielerorts gab es ganz viel Nähe zwischen den Künstlern und Besuchern – und damit Gänsehaut für uns als Veranstalter.“
Zu vorgerückter Stunde sorgten die fantastischen Projektionen am Schloss Albrechtsberg
für einen besonderen Höhepunkt. Hier beobachten die Besucher mit Staunen, wie die Videoprojektionen die Fassade scheinbar in Bewegung versetzten. Konzipiert als eine Reise durch die Jahreszeiten wuchsen Bäume in den Himmel, huschten Schmetterlinge über die Mauern, brachte ein Herbststurm die Fassade zum Bröckeln, rieselten Schneeflocken leise herunter.


Vertikales Theater bleibt auf der Strecke

 Fotos: Suchbild mit zwei Darstellern. Vertikales Theater aus Sicht des Zuschauers

Eine Verschiebung der Perspektive gab es in Dresden auf dem Gelände der Ostrale zu sehen: Die Italiener Luca und Andrea Pialini kletterten, tanzten und schwangen sich an der Wand des riesigen Kühlhauses entlang. das ganze nennt sich "vertikales Theater". Zwangsläufig hatten die Zuschauer den Eindruck, dass sie von oben auf das Geschehen blicken und doch sahen sie tatsächlich zu den Künstlern hinauf. Was genau die beiden da trieben, war nur schwer erkennbar, denn die Künstler wurden wortwörtlich überstrahlt. So blieben sie trotz aller Anstrengungen doch nur zwei tanzende Farbtupfer.



Geschehen am 21.07.2012

Stümperhafter Polizeiball in Dresden 2012

Nachbetrachtung zum sächsischen Polizeiball 2012

Einführend sei hier die gekürzte Pressemitteilung der DPoliG (der Polizeigenossenschaft):

"...Aus gegebenem Anlass beabsichtigen wir in diesem Jahr 2 Preise zu vergeben.
Für seine hervorragenden schauspielerischen Leistungen wird Dominic Boeer zum "Ehrenkommissar des Freistaates Sachsen" ernannt. ...
Viele Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, Vertreter der Polizeiführung der Sächsischen Polizei, sowie Gewerkschaftsvertreter des Bundes und der Länder werden unsere Gäste sein. Der Ball wird geschmückt durch vielerlei Höhepunkte. ..."

Warum veranstaltet man einen Polizeiball? 

Offiziell: Der Polizeiball soll eine Gelegenheit sein, um Bürger und Polizei einander zwanglos näher zu bringen. 

Und jetzt unsere These:

Man braucht einen Anlass, um sich selbst zu feiern. 

Deswegen findet der gemeine Bürger so gut wie keine Informationen darüber im Internet. Probiert es aus! Offiziell sind vor allem Bürger eingeladen. 

Wie gesagt, offiziell. 

Tatsächlich waren noch nicht einmal die Sponsoren aus der Wirtschaft erwünscht, welche mit ihren Anzeigen in der Festschrift die Veranstaltung erst ermöglicht hatten. Die "hochgradigen" Vertreter aus Wirtschaft und Politik ließen sich erst gar nicht blicken.

Streng genommen ist schon die Bezeichnung "Ball" recht irreführend. Erstbesucher dieses Events erkannte man daran, dass diese auch Ball-konform anzogen waren; sprich also mit Ballkleid und Smoking. Doch statt eines Balls wurde dem Besucher eine Diskofox-Fatsche mit einer drittklassigen Partyband präsentiert. Dementsprechend enttäuscht verließen viele Besucher frühzeitig die Veranstaltung. Marketingleute wissen: Erwartungen, die man schürt, sollten auch erfüllt werden. Der Polizeiball ließ keine Gelegenheit aus, die wenigen anwesenden Bürger so zu verprellen.

Die oben erwähnten zwei Preisen waren in Wirklichkeit eine nicht enden wollende Lobeshymne, gerichtet an verschiedenste Funktionäre der Polizeigenossenschaft. Die Kollegen der Polizei prosteten sich zu und schwelgten auf der Bühne in gemeinschaftlichen Erinnerungen. Der Bürger war hier außen vor, wie der Schüler, der neu in eine zehnte Klasse kommt. 

Unverständlich ist, warum ausgerechnet ein Fernseh-Kommissar, also ein Schauspieler, zum "Ehrenkommissar des Freistaates Sachsens" ernannt wurde. Hat die Polizei keine guten Kommissare, die den Kollegen als leuchtendes Vorbild präsentiert werden könnten? Dem Geehrten selbst schien dieser fragwürdige Umstand ein wenig peinlich, überspielte es jedoch gekonnt mit einer witzigen Rede; der gelungensten Rede an diesem Abend.

Liebe DPolG: Das war eine Zumutung.



Klein-Riverdance in Torgelow


"Feet in Motion" in Torgelow

Riverdance, die Urmutter aller modernen Steppshows, kann man nicht wirklich damit vergleichen; denn hier trifft klassischer Irischer Stepptanz auf amerikanischen Stepptanz. Die Show ist zwar durchgeplant, lässt jedoch auch Raum für spontane Aktionen. Selbst das Publikum nimmt aktiv an der Show teil. Zusammen ergibt das ein feuriges Geklapper und Gehüpfe. Die Hintergrundmusik kommt hier nicht von der Festplatte, sondern von einer erstklassischen berliner Folkband: Clover

Das staunte das torgelower Publikum nicht schlecht, als die Musiker spontan eine Jam-Session hinlegten und die Tänzer dazu akrobatischen Irish Step Rhythmen komponierten .



Prädikat: pädagogisch wertvoll, sehen- und hörenswert


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